Die EINE Lösung… kann es DIE geben?
Immer öfter begegnen mir, sowohl beruflich als auch privat, Menschen, die versuchen auf alle noch so komplizierte Fragen, einfache Antworten zu finden und möglichst schlanke Lösungen zu finden. Ehrlich gesagt finde ich das erstmal eine großartige Eigenschaft, vor allem so ganz im Gegensatz zu mir, der viel über alles nachdenkt und sich manchmal auch in Komplexität verliert.
Aber ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht, auch wenn einige das gerne so hätten. Große gesellschaftliche Herausforderungen stehen und kurz-, mittel-, und langfristig ins Haus. Klimawandel, demographischer Wandel, Instabilität, Unsicherheiten in vielen Bereichen usw. Und nein auf diese großen Fragen lassen sich keine leichten und einfach Antworten finden. Und schnell geht das alles schon gar nicht.
Schauen wir auf die Kirche, sieht es hier nicht viel besser aus. Viele Menschen, die die Kirche verlassen, viele Baustellen, Prioritätenprozesse, Änderungen der Strukturen, Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt usw. Auch darauf gibt es keine schnellen und einfachen Antworten. Wenn ich schaue, wie oft ich gefragt werde, ob es nicht ein einfaches schnelle Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt gäbe, nein, gibt es nicht und wäre auch ein bisschen zu einfach und würde dem Prozess der Entwicklung und Erarbeitung vollkommen im Wege stehen.
Und im Arbeitsfeld Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Hier geht es in der Regel schneller, aber viele Fragen und Themen, die die Kirche bewegen, bewegen auch diesen Arbeitsbereich. Anfang Mai saßen wir in der Runde der hauptamtlich Beschäftigten zusammen und haben uns darüber ausgetauscht, wie die Arbeit in Gremien läuft, laufen sollte und laufen wird. Und, welch große Überraschung: Die schnelle einfach Lösung, den einen Weg gab es nicht. Nicht mal bei anderen Verbänden.
Ich glaube die Antwort darauf, warum es nicht geht, muss gar nicht lange überlegt werden: Überall, ob in Gesellschaft, Kirche, Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, arbeiten mir zusammen mit Menschen. Und Menschen, egal welchen Alters, sind hoch individuell in dem, was sie brauchen, wie sie angesprochen werden wollen, mit welchem Interesse sie sich welchen Problemen annehmen, welche Strukturen sie brauchen, welche Kommunikationsformen sie erfassen. Alles ist hoch individuell und daher unglaublich komplex. Und dazu auch noch flexibel und ständiger Veränderung unterworfen.
Die eine gute, perfekte Lösung von komplexen Problemen, die mit uns Menschen zu tun haben, kann es gar nicht geben! Und das ist auch deswegen so, weil Gott uns alle, jede*n Einzelne*n wunderbar gemacht hat. Mit allem, was wir können, was uns ausmacht und was wir sind. Und von daher ist es kein Wunder, dass die Arbeit mit Menschen lange dauert, Experimentierfreude verlangt, Dynamik und Flexibilität mit sich bringt. Und das unterscheidet doch uns alle von Maschinen und Computern: Es ist eben nicht vorhersehbar, was wie passiert, wen man wie erreicht und welche neuen Wege sich auftun. Und das ist gut so, wenn auch manchmal Fluch und Segen zugleich für uns, die wir mit Menschen, insbesondere mit jungen Menschen zusammenarbeiten.
Björn Kraemer
Ich bin Bildungsreferent für Ehrenamtsmanagement sowie Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt im Landesjugendpfarramt Oldenburg. Du erreichst mich per Mail (bjoern.kraemer@ejo.de), per Telefon (0160 5571470) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).