Ein reiner Hürdenlauf
Ich bin nicht besonders sportlich und schon gar kein Leichtathlet. Das wissen alle Leute, die mich auch nur ein bisschen kennen. Und doch komme ich mir häufig vor, als wäre ich in einem Hürdenlauf unterwegs. Ständig neue Hindernisse und dann sind die auch noch unterschiedlich hoch und breit, was noch schlimmer ist als immer gleich hohe Hürden. Aber die, von denen ich spreche, sind nun mal verschieden.
Doch wovon spreche ich hier eigentlich? In unsere Kirche bin ich oft mit Hürden konfrontiert, die wir eigentlich abbauen müssen. Das beginnt schon damit, mit Menschen über Gott, den Glauben und die Kirche ins Gespräch zu kommen. Allein dies stellt schon eine Hürde dar. Ist man dann im Gespräch tun sich neue Hindernisse auf: Warum ist die Kirche, in der ich mich so wohlfühle, wie sie ist? Warum darf man als Mitarbeiter der Kirche diese durchaus kritisieren? Und, da die Person gegenüber meistens nicht mehr Kirchenmitglied ist, warum ist die Kirche solch eine enge Gemeinschaft, in die es nur schwer reinzukommen ist und warum verstehe ich meistens überhaupt nicht, was sie mir sagen wollen, weder im Gottesdienst noch in Gemeindebriefen noch überhaupt. Und warum dauert eigentlich immer alles so lange? Während ich das hier schreibe, merke ich schon, welche Hürden wir haben, die wir doch eigentlich gar nicht haben wollen.
Na gut, sind diese dann übersprungen, geht es weiter im Hürdenlauf. „Du setzt dich doch für Prävention sexualisierter Gewalt ein, das ist ja dein Job, ist das eigentlich einfach?“, um nur mal eine Frage zu nennen. Und nein ist es nicht, denn auch hier gibt es viele Hürden: „Das brauchen wir nicht, bei uns passiert sowas nicht, das war ja früher, heute ist das anders“, bekomme ich häufig zu hören. Oder: „Nimm das Thema mal nicht zu wichtig, das ist ja nur eine Randerscheinung und das Schutzkonzept, ach, das schreiben wir eben so runter, damit wir was haben.“
Allein aus diesen Aussagen wir schon deutlich, das sind gleich mehrere schnelle Hürden hintereinander, die es zu überspringen gilt. Zwar bietet die ForuM Studie mir doch mittlerweile gute Argumente, aber sind die Hürden übersprungen, werden sie, so das Gefühl, beim nächsten Mal gleich wieder aufgestellt.
Diese beiden Punkte sind nur Ausschnitte dessen, wie ein Hürdenlauf aussehen kann und ich mir sicher, dass alle, die dies hier lesen, ihre eigenen Hürden vor Augen haben. Aber eigentlich, ja eigentlich, wollen wir doch niedrigschwellig sein. Wir wollen innerhalb der Kirche und ebenso beim Zugang zu ihr keine Hürden haben, eher kleinere Türschwellen oder sogar Barrierefreiheit. Und doch tun wir uns schwer damit Hürden schnell und effektiv abzubauen, ja von mir aus auch umzurennen. Schließlich wären sie auch dann niedriger.
Ich glaube es würde uns guttun, mal eines der Architektenbüros zu beauftragen, die auf Barrierefreiheit spezialisiert sind, die von außen auf uns schauen und ehrliche Hinweise geben. Natürlich meine ich das im übertragenen Sinne. Es ist nicht so, dass wir als Kirche das noch nie versucht hätten, aber meistens sind wir dann doch wieder an Hürden gestoßen, die wir selbst aufgebaut oder neu errichtet haben.
Ihr merkt, es ist und bleibt ein Hürdenlauf, aber dieser hat ein Ziel, nach dem dann keine Hürden mehr stehen. Und da würde ich gerne hin, auch wenn ich nicht besonders sportlich bin. Das muss doch irgendwie gehen.
Bild: mit generativer KI erstellt
Björn Kraemer
Ich bin Bildungsreferent für Ehrenamtsmanagement sowie Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt im Landesjugendpfarramt Oldenburg. Du erreichst mich per Mail (bjoern.kraemer@ejo.de), per Telefon (0160 5571470) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).