L.O.V.E. – Die Sprache ist Liebe
Noch gar nicht lange ist es her, da hat mein Kollege Björn Kraemer zu Pfingsten über die Heilige Geistkraft gesprochen, die wie ein Wind über uns her weht. Am Ende seines Impulses ermutigt er uns alle Sinne für den Heiligen Geist zu schärfen.
Ein laues Lüftchen hier, eine Böe da, … aber Heilig Geistkraft?
Schon länger denke ich darüber nach, wie man die Ereignisse aus der Apostelgeschichte 2 (also die Erzählung von Pfingsten) greifbar, nicht so ghostlike verstehen könnte.
Es ist schon ein paar Jahre her, da habe ich mich beim Lesen der Bibel so richtig darüber gefreut, einen Zusammenhang zwischen der Geschichte des Turmbaus zu Babel (Genesis 11) und der Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2) zu erkennen.
Beim Turmbau im Alten Testament verwirrt Gott die Sprache der Menschen, weil im Königreich Babylon alles zu einem großen Einheitsbrei zusammenwuchs. Die Menschen glaubten, dass sie alles könnten. Dies wurde am Turmbau zu Babel deutlich.
„Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott“, sagte Luther einst. Die Menschen in Babel hingen ihre Herzen an Macht, Geld und Konsum. Sie waren so sehr von sich und ihren Fähigkeiten überzeugt, dass sie sich selbst für unbesiegbare Götter hielten. Missgunst und Neid und zunehmende Gewalt waren die Folgen. Jede*r war nur auf das eigene Wohl fixiert. Diese Menschen fanden alles, aber nicht den wirklichen Frieden mit und füreinander.
Ich musste erst einmal verstehen, dass die Verwirrung der Sprachen und die Verstreuung der Menschen in alle Teile der Welt keine Bestrafung Gottes, sondern eher ein Schubs in die richtige Richtung war…
Das wurde mir deutlich, als ich dann die Verbindung zur Apostelgeschichte 2 verstanden habe. Denn hier macht Gott ja ironischer Weise das genaue Gegenteil. Er eint, was er mal getrennt hat. Zwar spricht ein jede*r in seine*r Sprache, aber dennoch können sich alle durch die Kraft des Heiligen Geistes verstehen.
Das sich durch die Heilig Geistkraft Menschen nun trotz vieler unterschiedlicher Sprachen den Kern der eigentlichen Botschaft verstehen, ist möglich, da vorab etwas Wesentliches passiert ist: Gott selbst wurde in Jesus Mensch und hat damit eine ganz neue, völlig andere Art des Bundes zwischen sich und uns Mensch geschaffen.
Wie also können wir das Pfingstwunder aber greifbar machen?
Sprache ist Kommunikation. Neben der verbalen, gibt es auch die nonverbale Kommunikation. Ein Lächeln, das von Herzen kommt, kann Türen öffnen.
Der neue Bund – das neue Zusammensein von Gott und Mensch basiert nicht mehr einfach nur auf niedergeschriebenen Worten, die durch schlaue Menschen ausgelegt wurden. Jesus (also Gott selbst) hat es vorgelebt und somit erlebbar, sichtbar gemacht.
Mit dem Ausgießen des Heiligen Geistes (auch Paraklet – griech.: Tröster, Beistand – genannt) an Pfingsten, stellt Gott uns eine Erinnerungskraft/Gedenkstütze an die Seite, die uns durch das, was Jesus getan und gesagt hat, immer wieder daran erinnern soll, dass Gott Liebe ist (1. Johannes 4,16) und wir Menschen diese Liebe nicht nur selbst erleben und danach leben dürfen, sondern diese Liebe auch in die Welt tragen und von ihr erzählen sollen.
Unsere vielen unterschiedlichen Sprachen helfen uns dabei, wo wir mit Leuten über diese Liebe ins Gespräch kommen wollen. Liebe ist eine Sprache, in der es um ein friedvolles Miteinander geht, in der jede*r den Blick weg von sich auch auf seine*n Nähste*n richten kann und Nächstenliebe kein wohltätiger Akt, sondern Standard ist. Dafür braucht es tatsächlich eher weniger Worte.
Marc Gobien
Ich bin Bildungsreferent im Landesjugendpfarramt Oldenburg und CVJM Landessekretär. Du erreichst mich per Mail (marc.gobien@cvjm-oldenburg.de) oder per Telefon (0157 58980163).