Mein Weg?

Was ist eigentlich der richtige Weg für mich? Gibt es überhaupt einen Weg? Passiert das Leben nicht sowieso einfach zwischendurch?

Wo ich mir in der Schule früher als Lebensweg die perfekte Zukunft erträumt habe, habe ich heute oft keine konkrete Vorstellung mehr davon, was denn eigentlich „perfekt“ für mich bedeutet. Wo ich überhaupt hinwill. Vor 10 Jahren beinhalteten meine Ziele, in einer Beziehung glücklich zu sein, einen Job auszuüben, mit dem ich die Welt verändern kann und zu wissen, wer ich bin und wo ich hinwill. Heute bin ich Single, arbeite als Diakonin im Anerkennungsjahr und habe keine Ahnung, wie sich mein Leben weiter entwickeln wird.

War das also der richtige Weg, den ich bisher entlanggegangen bin? Mein 15-Jähriges Ich würde das wahrscheinlich verneinen. Und trotzdem stehe ich jetzt hier, schon wieder an einem Punkt, an dem ich keine Ahnung habe, wie mein weiterer Weg aussehen wird. Viel zu viele Optionen und Möglichkeiten, aber gleichzeitig auch Ängste, Ideale, Anforderungen und Träume liegen vor mir. Woher soll ich wissen, was jetzt der richtige Weg ist?  Wie soll ich all dem gerecht werden?

Gucke ich in die Bibel, sagt Jesus hier: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Mt 11,27). Wenn ich ehrlich bin, finde ich das eher abschreckend als hilfreich. Ich möchte in einer toleranten, freien Welt leben und jetzt soll ich meine Entscheidungen an jemandem festmachen, der so einen Absolutheitsanspruch zu haben scheint? Nein Danke.

Betrachtet man allerdings den Kontext, in dem Jesus diese Worte sagt, so wird klar, dass es sich um die letzten Gespräche mit seinen Jüngern kurz vor der Kreuzigung handelt. Er erklärt ihnen, dass sie bald nicht mehr zusammen unterwegs sein werden – nach Jahren, die sie miteinander verbracht haben und in denen Jesus als ihr Vorbild vorangegangen ist. Jesus möchte seinen Jüngern mit eben erwähnten Worten Orientierung in dieser Zeit geben und eine Richtung weisen, die sie entlanggehen können – auch ohne dass er als Person vor Ort ist. „Ich bin der Weg“, also „An meiner Person könnt ihr sehen, wie ihr euer Leben gestalten könnet. Als Vorbild für eure Lebensführung – in Nächstenliebe, Vergebung und Frieden“.

Was also heißt das für meinen Weg, der jetzt gerade vor mir liegt? Von dem ich immer noch nicht sicher bin, wie er weiter verlaufen wird? Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass ich eine Orientierung habe, an der ich mich entlanghangeln kann und dessen Vorbild ich folgen kann, wenn ich mal wieder nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Und das macht mir Mut in einer Welt, in der ich nie sicher sein kann, was als nächstes passieren wird und ob ich meinen Weg so richtig gewählt habe.

Laura Kramer
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Ich habe bis Ende August 2024 mein Anerkennungsjahr im Landesjugendpfarramt Oldenburg und im Arbeitsbereich Kirche, Wirtschaft und Arbeitswelt gemacht.