Shell Jugendstudie 2024
Die 19. Shell Jugendstudie wurde am 15. Oktober 2024 veröffentlicht. Die Studie gibt einen umfassenden Einblick in die Lebensrealitäten und Einstellungen junger Menschen in Deutschland. An der Studie nahmen über 2.500 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren teil, die in persönlichen Interviews zu verschiedenen Themen befragt wurden. Die Erhebung fand zwischen Januar und März 2024 statt und umfasste sowohl quantitative als auch qualitative Befragungen. Veröffentlicht wurde die Studie unter dem Titel: „Pragmatisch zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt“.
Im Rahmen eines Feierabendgesprächs haben wir die für uns wichtigsten 10 wichtigsten Erkenntnisse der Studie herausgearbeitet, wobei die Reihenfolge keine Wertung darstellt. Außerdem ist aufgrund aktueller Entwicklungen stets der Erhebungszeitraum zu beachten:
- Zunehmende Sorgen um Krieg und Wirtschaft: 81% der Jugendlichen haben Angst vor einem Krieg in Europa. Diese Angst ist greifbar, da 69% der Jugendlichen eine starke NATO befürworten und 60% den russischen Angriffskrieg verurteilen. Gleichzeitig sorgt sich 67% der jungen Generation um die wirtschaftliche Lage. Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist allerdings auf einem historischen Tiefstand von nur noch 35%
- Klimawandel und Umweltverschmutzung: Die Angst vor Klimawandel und Umweltverschmutzung ist im Vergleich zu 2019 leicht gesunken, betrifft aber immer noch 63% bzw. 64% der Jugendlichen. 80% sehen den Menschen als Hauptverursacher des Klimawandels, aber nur 57% sind bereit, ihren Lebensstandard für den Klimaschutz einzuschränken
- Jugendliche sind politisch interessierter: 50% der Jugendlichen bezeichnen sich als politisch interessiert, im Vergleich zu 34% im Jahr 2002. Auch die Bereitschaft zum politischen Engagement ist auf 37% gestiegen. 75% der Jugendlichen sind mit der Demokratie zufrieden.
- Vertrauen in staatlichen Institutionen: Das Vertrauen in die meisten staatlichen Institutionen, insbesondere Bundesverfassungsgericht und Polizei, ist in den letzten 20 Jahren gewachsen. Die Bundesregierung, Parteien und Kirchen genießen jedoch weniger Vertrauen.
- Toleranz: Die große Mehrheit der Jugendlichen ist tolerant gegenüber anderen Lebensformen und sozialen Gruppen. Ablehnungswerte gegenüber Minderheiten, wie z.B. syrischen (18%), türkischen (14%) oder homosexuellen (14%) Nachbarn, liegen unter 20% .
- Glaube im Wandel: Rückläufige Bedeutung, aber weiterhin relevant: Nur noch die Hälfte der Jugendlichen gehört einer christlichen Kirche an. 49% der Jugendlichen beten nie, im Jahr 2002 waren es nur 29%. Trotz des Rückgangs ist der Glaube für viele Jugendliche, insbesondere muslimische, weiterhin relevant .
- Partnerschaftliche Lebensentwürfe: Der Wunsch nach einer partnerschaftlichen Aufteilung der Erwerbsarbeit ist gestiegen. Junge Männer zeigen zunehmend Interesse an Teilzeitmodellen nach der Geburt von Kindern14 .
- Lebensstandard: Im Vergleich zu 2019 haben ein hohes Einkommen (83% zu 76%) und gute Aufstiegsmöglichkeiten (80% zu 74%) an Bedeutung gewonnen – vermutlich auch wegen der Sorgen. 73% der Jugendlichen streben einen hohen Lebensstandard an. Die zunehmende Bedeutung materieller Werte wirft Fragen nach dem Verhältnis von Konsum und Nachhaltigkeit auf.
- Optimismus: 84% sind zuversichtlich, ihre beruflichen Ziele erreichen zu können. Gleichzeitig ist ein sicherer Arbeitsplatz für 91% der Jugendlichen (sehr) wichtig.
- Künstliche Intelligenz und Medienkompetenz: Die Jugend fordert mehr Bildung: 90% der Jugendlichen fordern den verpflichtenden Unterricht im Umgang mit digitalen Medien und dem Erkennen von Fake News, 60% wünschen sich die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Lehrpläne.
Im weiteren Verlauf sind wir auf drei Themengebiete eingegangen:
- Thema 1: Politisches Interesse und Engagemen: Was bewegt Jugendliche politisch und wie äußern sich ihr Interesse und Engagement?
- Thema 2: Umweltbewusstsein und Klimawandel: Welche Rolle spielt der Klimawandel für die Jugend und welche Erwartungen haben sie an die Gesellschaft?
- Thema 3: Soziale und wirtschaftliche Ängste: Inwiefern beeinflussen geopolitische Krisen und wirtschaftliche Unsicherheiten die Lebensperspektiven der Jugend
Unterm Strich bleibt die Erkenntnis: Obwohl sich Jugendliche in Deutschland etwa um einen möglichen Krieg oder eine denkbare Wirtschaftskrise Sorgen machen, blicken sie überwiegend optimistisch in die Zukunft: Sie geben sich überzeugt, dass sie ihren Wunschberuf erreichen, sind mit den politischen Parteien unzufrieden, aber vertrauen stabil Staat und Demokratie. Studienleiter Prof. Dr. Mathias Albert fasst die Studie in unseren Augen treffend zusammen: „Junge Menschen sind sehr besorgt, aber pragmatisch und optimistisch zukunftsgewandt.“
Präsentation
Materialien
- Shell Jugendstudie 2024: Zusammenfassung, Materialien und mehr
- Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“
- JIM-Studie 2024