Warum sich Scheitern lohnen kann!
Immer wieder kommt jede*r einzelne von uns an Grenzen, immer wieder gelingen Dinge nicht wie geplant, immer wieder hinterfragen wir uns dann doch meistens selbst: Haben meine Fähigkeiten nicht gereicht? Habe ich nicht genug investiert? Was hätte ich anders machen können?
Meistens finden wir Antworten auf diese Fragen oder wir finden Ausreden, um den Fragen zu entgehen. Aber nur selten lassen wir das Scheitern als Scheitern so stehen. Natürlich wollen wir konstruktiv mit Misserfolgen umgehen: Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich am besten, aber kommen wir nicht trotzdem immer wieder an neue Punkte, an denen wir Fehler machen, an denen Dinge nicht gelingen, an denen wir scheitern?
Die Wahrheit ist: Wir werden immer wieder Scheitern, wobei in diesem Satz schon meine größte Kritik liegt. Nicht wir als Person, als Mensch, scheitern, sondern Dinge scheitern. Ideen scheitern, Projekte scheitern, Aufgaben scheitern, aber wir als Menschen? Wo scheitern wir persönlich? Das kommt doch eher selten vor.
Mich entlastet diese Trennung von Sache und Person, das geht mir auch bei Konflikten so. Ich finde es beruhigend, dass Menschen immer noch Menschen bleiben, selbst wenn sie an einzelnen Aufgaben, Herausforderungen oder anderen Dingen scheitern. Denn dafür gelingen Ihnen andere Dinge.
Meistens schauen wir gerade bei uns selbst sehr kritisch auf die Defizite, die wir mitbringen und wollen diese so gut es geht verstecken oder verbessern, damit es keine mehr sind. Das scheitert leider oft. Aber warum lassen wir unsere Schwächen nicht Schwächen sein und stärken dafür unsere Stärken? Es macht doch viel mehr Spaß Erfolge zu feiern und zu merken, dass man etwas gut kann, als immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, was alles nicht geht. Warum sollen alle alles machen? Warum verteilen wir nicht alles so, dass die Stärken zur Geltung kommen?
Darum lasst uns jedes Scheitern auch als Ermutigung sehen noch mehr unsere Stärken einzusetzen. Durch die Vielfalt unserer Stärken können wir gemeinsam jede Idee, jedes Projekt, jede Sache gelingen lassen, was wir allein nie hinbekommen würden. Und sollten wir dann immer noch Scheitern, so sind wir nicht allein und können immer noch schauen, welche Stärke uns noch, um der Sache willen, gefehlt hat.
Ich bin mir sicher, dass sich das eigene gefühlte Scheitern so besser aushalten lässt und uns das konstruktive Weitermachen leichter fallen wird. Und ja, wir werden immer Dinge scheitern sehen, aber genau dann lohnt es sich genauer hinzusehen.
Björn Kraemer
Ich bin Bildungsreferent für Ehrenamtsmanagement sowie Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt im Landesjugendpfarramt Oldenburg. Du erreichst mich per Mail (bjoern.kraemer@ejo.de), per Telefon (0160 5571470) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).