Wie lang ist 5 vor 12?

Einfache Antwort: 5 Minuten. Aber wenn ich an die Klimakrise denke, dann sind es sehr lange 5 Minuten. Vor kurzem schaute ich mir alte YouTube Videos auf unserem Kanal an. Neben dem Gedanken „Meine Güte wie sah ich denn damals aus“, interessierte mich aber viel mehr die Frage: Über welche Themen sprach ich damals?

Genau vor 4 Jahren veröffentlichten wir ein Video zur Fridays for Future Bewegung initiiert von Greta Thunberg. Es war ein Flugblatt, dass mir am Bahnhof Hannover gegeben wurde. Wer ist diese Greta und was macht sie jeden Freitag vorm schwedischen Reichstag in Stockholm? Ich wusste es nicht und musste es im Internet nachlesen. Aus ihrem initiierten „Schulstreiks fürs Klima“ im Sommer 2018 wuchs die weltweite globale Bewegung Fridays for Future.

Am ersten Global Climate Strike am 20.09.2019 nahmen damals allein in Oldenburg über 6.000 Menschen teil. Wir waren da und drehten ein Video von den vielen Menschen. Ich spürte eine Art der Aufbruchstimmung. Ich hatte so etwas vorher in meiner Stadt nie gesehen.

Und nun ist morgen der nächste Global Strike. Wie viele Menschen werden wieder weltweit daran erinnern, dass wir JETZT die großen Lösungen für eine bessere Klimapolitik brauchen. Ich hoffe es sind wieder Tausende.

Vier Jahre sind vergangen in denen wir eigentlich klimapolitisch schon viel weiter sein wollten. Aber dann kam die Pandemie, Krieg in der Ukraine und vieles mehr. Es sorgte dafür, dass der weltweite Protest fürs Kima in den Hintergrund rückte.
Im November letzten Jahres tagte die Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh in Ägypten und anders als das Pariser Klimaabkommen, waren die Ergebnisse eher mager. Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Viele Beobachter*innen der Konferenz bezeichneten diese als einen herben Rückschlag in der weltweiten Klimapolitik. Die viel zitierte „Zeitenwende“ von Bundeskanzler Scholz als unmittelbare Antwort auf den russischen Angriffskrieg vor einem Jahr bewirkte klimapolitisch zwar, dass wir uns schneller von russischem Gas und Öl trennten, zeigte aber auch wie abhängig Deutschland bislang von fossilen Brennstoffen ist.

Ich frage mich, wie lang sind also wirklich diese 5 Minuten? Es fehlt der Fahrplan, die Vision für das große Ganze für die Bewahrung unserer Schöpfung.

Die Ungeduld vieler Demonstrierenden gründetet in einer neuen Klimabewegung: „der letzten Generation“. Klimaprotest soll nach ihren Aussagen radikaler werden, denn wir haben keine Zeit mehr. Ich kann die Enttäuschung, die Wut und die Hoffnungslosigkeit verstehen, aber wie weit darf aktiver Widerstand gehen? Die Gesellschaft, die Politik, verantwortliche Akteure*innen ringen um Entscheidungen, streiten sich, leisten Widerstand (wie zuletzt in Lützerath), schaffen Entscheidungen, wie den Kohle Ausstieg und doch bleibt bei mir das Gefühl, sobald andere Themen größer, wirtschaftliche Nöte größer sind, wird es wieder eng um die Klimapolitik. 3 Schritte vor und 4 zurück.

Umso wichtiger ist daher die Wachsamkeit der Zivilgesellschaft. Die Bewahrung unserer Schöpfung ist ein Auftrag an uns alle. Wir können selbst 3 Schritte vorgehen und keinen zurück.

Deshalb lasst uns morgen ein paar Schritte zusammen gehen für eine klimagerechte Zukunft.

Farina Köpke
Pädagogische Leitung, Geschäftsführung und Jugendpolitik | Mehr Beiträge anzeigen

Ich bin Bildungsreferentin im Landesjugendpfarramt Oldenburg und pädagogische Leiterin des Landesjugendpfarramts. Du erreichst mich per Mail (farina.koepke@ejo.de), per Telefon (‭01754358127) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).