Adieu

So langsam neigen sich die niedersächsischen Sommerferien dem Ende. Ein Sommer, der wettertechnisch bei uns im Norden sehr durchwachsen war. Waldbrände in Südeuropa und gleichzeitig drohte das Heavy-Metal-Festival in Wacken im Matsch zu ertrinken.

Ich war diesen Sommer mit Familie und Freunden wieder auf unserem Lieblingscampingplatz am Falkensteinsee in der Nähe von Ganderkesee. Mit dem Fahrrad brauchten mein großes Kind und ich knapp zwei Stunden von Oldenburg aus. Natürlich mit Starkregen auf der Hin- und Rücktour. Aber vor Ort hatten wir Gott sei Dank auch viele sonnige und schöne Momente zum Kraft tanken.

Am letzten Abend war ich einen Moment richtig sentimental. Noch fahren die zwei eigenen Kids und die zwei Beutekinder meines Partners mit uns mit in den Campingurlaub, aber wie lange werden wir noch so zusammen unterwegs sein? Ein paar Jahre auf jeden Fall noch. Und heimlich ertappe ich mich bei der Träumerei, wie schön es wäre auch im hohen Alter vielleicht mit Enkelkindern und der ganzen Familie da zu sein.

Ich schaue auf meine ganz persönlichen Sommerferien zurück. Auf all die freudigen Ereignisse und Begegnungen beruflich und privat. Auf alles, was mir Spaß machte, aber auch der Blick auf so manche Streitigkeiten, wenn der Wunsch nach Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten sich im Urlaub in einem großen Zelt nicht wirklich umsetzen ließ. Ich spüre Dankbarkeit für diesen Sommer. Und ich danke Gott, dass mir diese Momente des Innehaltens geschenkt werden, um zu erkennen, welches Glück und welchen Schatz ich um mich habe.

Urlaubsende heißt auch Abschied nehmen von Lieblingsplätzen, freien Zeiten, Leseecken oder Stadtbummeln. Das Wort Adieu habe ich häufiger als Abschiedsformel im Urlaub gehört. Adieu. Ich mag diese Abschiedsformel. Sie kommt von „ad deum“ das heißt so viel wie „Hin zu Gott“. Alles, was wir zusammen erlebt haben, sei Gott anbefohlen. Dort sind alle Gedanken, Erinnerungen, Gefühle gut aufgehoben. Ich bin dankbar für alle Bewahrung, die wir erleben durften.

Im Juni verabschiedeten wir nach vielen, tollen Jahren Eva Brunken als Bildungsreferentin im Landesjugendpfarramt. Ich nahm Abschied von einigen Ehrenamtlichen, die nun nach der Schule ein FSJ, Studium oder eine Ausbildung starten und sich aus der aktiven Zeit im Jugendverband verabschiedeten. Ich merke, Abschied kann intensiv, schmerzhaft aber auch liebevoll sein.

Man kann aber auch Abschied von Dingen nehmen. Wir brauchten Platz in der Garage und so trennte ich mich von meinem Hollandrad. Ich habe es tatsächlich von meinem Konfirmationsgeld damals gekauft und über die Jahre wurde immer mal wieder etwas daran gemacht und ausgetauscht. Aber es war ein treuer Wegbegleiter, auch durchs Studium und danach. Seit drei Jahren fahre ich es nicht mehr und es staubte ein. Ich wohne in der Nähe der Kennedystraße und dort gibt es von der Stadt eine Fahrradaufbereitung. Fahrräder werden wieder aufgearbeitet und hilfebedürftige Personen können sie dort kostengünstig erwerben. Ich brachte es gestern vorbei und spürte eine große Dankbarkeit. Beim Zurückgehen dachte ich, es gibt so viele coole Projekte in der Stadt und ich weiß einfach zu wenig davon. Abschiede können wir also auf vielerlei Hinsicht gestalten.

Einen intensiven Abschiedsgruß lässt sich in der Bibel finden im 1. Thessalonicher Brief. Paulus formuliert in einem der ältesten Briefe der Bibel einen Abschiedsgruß, der 26 Verse umfasst. Er ermahnt, tröstet und stärkt die Gemeinde und wünscht ihnen, dass sie sich so verhalten können wie sie es bei Jesus gelernt haben, friedfertig zu sein, tröstend, geduldig, ehrlich, kritisch, klar.
 Eine Menge Grüße und Wünsche, Ermahnungen und Apelle. Aber die Ermahnungen klingen nicht belehrend oder erdrückend.

1. Thessalonicher Brief 5, 16-18: „Seid allzeit fröhlich, betet ohne Unterlass und seid dankbar in allen Dingen […]“. Es lohnt sich diese 5 Kapitel einmal in aller Ruhe zu lesen.

Und so sag ich diesen Sommerferien, mit all ihren Erlebnissen und Sonnen- bzw. Regenglasmomenten in Dankbarkeit Adieu. Und den Leser*innen dieses Beitrags wünsche ich von Herzen Adieu für heute.

Farina Köpke
Pädagogische Leitung, Geschäftsführung und Jugendpolitik | Mehr Beiträge anzeigen

Ich bin Bildungsreferentin im Landesjugendpfarramt Oldenburg und pädagogische Leiterin des Landesjugendpfarramts. Du erreichst mich per Mail (farina.koepke@ejo.de), per Telefon (‭01754358127) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).