Die Macht der Dinge
Eine nicht gut auskurierte Corona-Erkrankung brachte mich dazu kürzer zu treten. Alle Arbeitstermine waren auf einmal nichtig. Ich sollte mich ausruhen. Mein Blick wanderte vom Sofa durch die Wohnung. „Hier müsstest du eigentlich auch mal ordentlich klar Schiff machen“, dachte ich. Überall stand etwas rum. Und so fing ich an. Zuerst im Vorratsschrank. Alles wurde rausgeräumt. Jedes Teil nahm ich in die Hand und fragte mich „Hat es für mich einen Wert oder kann es weg?“.
Ich begann eine Strichliste zu führen. Jedes Teil, was aussortiert wurde, bekam einem Strich. Zunächst war ich eher geschockt und frustriert. Das Chaos schien in der Wohnung größer zu werden und auch nach 200 Teilen sah ich nicht wirklich, dass es erkennbar weniger Sachen in meiner Wohnung gab. Mittlerweile war die ganze Familie involviert, mistete mit aus, machte Striche, brachte Sachen zum Verschenkmarkt oder stellte es bei Kleinanzeigen ein. Das Zwischenresümee nach 3 Wochen waren 707 Teile. Das macht im Schnitt 1,4 Teile pro Stunde. Jeden Tag, auch nachts. Das kommt einem super viel vor, aber ist es das wirklich? Früher hatte ich mal von der Zahl 10.000 gehört. 10.000 Dinge besitzt der Durchschnittseuropäer. Aber so ganz verifizierbar scheint diese Zahl nicht zu sein. Wird ein Paar Sneaker als 1 Teil gezählt oder wird jede einzelne Tablette im Blister gewertet? Ich weiß es nicht.
Es sind auch nicht die Zahlen, die mich bei diesem Selbstexperiment interessieren. Es ist meine innere Haltung. Ich glaube, dass eine klare, strukturiere Wohnung mit nicht so viel Kram zu mehr Wohlbefinden bei mir führt. Ich muss mich um weniger Dinge „kümmern“, sprich aufräumen und in Ordnung halten. Ich erhoffe mir dadurch nicht immer wieder in Alltagschaos zu verfallen, der nicht selten einhergeht mit stressigen Arbeitstagen. Ich merke es auch im Büro. Je mehr ich dort Ordnung schaffe, angefangen bei dem Desktop auf meinem Rechner, desto besser fühle ich mich und spüre Energie für den Arbeitstag.
Ich bin auf Studien gestoßen, die mein Empfinden unterstützen. Veränderungen, wie beim Aufräumen, regen das neuronale Netzwerk an. Wir schütten Dopamin aus und fühlen uns glücklich (Quelle: AOK).
Probiere es doch einfach mal für dich aus. Wir neigen dazu, gerne am Anfang des Jahres Pläne zu schmieden. Vielleicht machst du einmal einen Aufräumplan. Wieviel mistest du in einem Monat aus?
PS: Wir sind auch noch lange nicht fertig. Der aktuelle Stand nach genau 4 Wochen sind 815 Teile.
Und es geht weiter 😊
Farina Köpke
Ich bin Bildungsreferentin im Landesjugendpfarramt Oldenburg und pädagogische Leiterin des Landesjugendpfarramts. Du erreichst mich per Mail (farina.koepke@ejo.de), per Telefon (01754358127) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).