Eine Mahnung für Frieden?!
Gedenktag gegen die Nationalsozialistische Gewaltherrschaft
Am 20. Juli 1944, also heute vor 79 Jahren fand ein Attentat mit einer Bombe auf den deutschen Diktator Adolf Hitler statt, das er aber überlebte. Auf diese Weise wurde von Widerstandskämpfer*innen versucht, die Gewaltherrschaft der Nationalsozialist*innen zu beenden. Die verantwortlichen Menschen aus der Widerstandsgruppe wurden nach dem gescheiterten Attentat zum Tode verurteilt.
In Deutschland ist dieser Tag heute der Gedenktag gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft.
Mich machen die Geschehnisse vom 20. Juli 1944 betroffen. Es erschreckt mich, wie viel Gewalt an diesem einen Tag passiert ist.
Einerseits erschreckt mich die geplante Gewalt der Widerstandskämpfer*innen. Sie haben sich bewusst dafür entschieden, mit einer Bombe Menschen zu töten. Und warum? Um noch mehr Gewalt abzuwenden.
Und das erschreckt mich noch mehr. Wir alle haben schon mal von den grausamen Gewalttaten der Nationalsozialist*innen gehört. Mehrere Millionen Menschen wurden verschleppt, gefoltert und getötet. Und dazu kamen die vielen Menschen, die im 2. Weltkrieg ums Leben gekommen sind. Nein, dieser Gedenktag ist kein schöner Tag.
Und auf der anderen Seite bewundere ich die vielen Widerstandkämpfer*innen in dieser Zeit. Sie alle haben ihr Leben riskiert und sich gegen das nationalsozialistische Regime gestellt, teilweise mit und teilweise ohne Gewalt. Viele von ihnen haben deshalb ihr Leben verloren.
Und wir? 79 Jahre später leben wir in einem Deutschland, in dem wir unsere Meinung sagen dürfen, ohne dass es gewaltsame Konsequenzen für uns hat. Wir dürfen uns für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Und meistens müssen wir dabei keine Angst haben, dass uns etwas passiert.
Und ich? Ob ich mich als Christin gegen Gewalt positioniere und mich für Frieden einsetze? Natürlich! Würde ich im ersten Moment sagen. In der Bibel werden wir dazu aufgefordert, uns für den Frieden stark zu machen: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Ps 34,15) Aber ich muss mir eingestehen, dass ich nicht so viel tue, wie ich könnte. Ich könnte viel mehr tun, um meinen Beitrag zum Frieden zu leisten. Ich könnte mich z. B. auf Demonstrationen politisch einsetzen. Und ich könnte viel mehr dahin sehen, wo Hass Menschen voneinander entfernt, damit solche Grausamkeiten wie im Nationalsozialismus nicht wieder passieren. Die Möglichkeiten hätte ich in diesem Land.
Und deshalb finde ich es wichtig, dass es diesen Gedenktag gibt, auch wenn er an einen schrecklichen Tag erinnert. Er erinnert mich immer wieder daran, dass ich etwas tun kann. Dass wir alle etwas tun können. Für Frieden.
Katharina Uecker
Ich bin Bildungsreferentin im Landesjugendpfarramt Oldenburg. Du erreichst mich per Mail (katharina.uecker@ejo.de) oder Telefon (0441 7701.400).