Lasst uns fischen gehen!

„Gerade ist es schwierig neue Leute zu gewinnen. – Wie kriegen wir das hin junge Menschen für unsere attraktiven Angebote zu begeistern? – Wie gewinnen wir neue Ehrenamtliche?“ all das sind Fragen, die uns in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschäftigen und die ich immer wieder höre. Und ich nehme es schon mal vorweg: Ich glaube, das wird sich auch in diesem neuen Jahr 2024 nicht grundlegend ändern.

Klar, dazu gibt es viele Ideen, theoretische und praktische, wie wir diesen Fragen begegnen können, aber wie wir das bei Kirche oft so machen: Schauen wir doch mal im Buch der Bücher, der Bibel, nach: Wo gewinnt hier eigentlich jemand Ehrenamtliche für sich, für seine Sache?! Natürlich schoss mir sofort Jesus in den Kopf und der Begriff der „Menschenfischer“:

„Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Und sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.“ (Mk 1, 16-18)

Schön einfach! Wir machen es einfach genauso: Wir laufen herum und sagen: „Hey Leute, kommt mit, wir machen euch zu Menschenfischern.“ Und alle kommen sofort mit, vor allem, ohne groß darüber nachzudenken. Großartige Idee! Leider funktioniert dies, eins zu eins übernommen, nicht wirklich.

Welche Überzeugungskraft muss Jesus gehabt haben, dass er einfach so seine beiden ersten ehrenamtlichen Jünger motivieren konnte? Und wieso geht es bei uns eben nicht so einfach? Was hat Jesus an sich, was wir nicht haben? Etwa das Wort „Menschenfischer“? Viel entscheidender ist, was Jesus ausgestrahlt haben muss, nämlich, dass er einen Auftrag hat. Einen Auftrag genau für diese beiden Menschen, der zu ihnen passt. Sie sollen Menschen fischen. Fischen können sie, das ist ihr Talent, ihr Beruf. Und jetzt Menschen… klar! Jesus holt die beiden dort ab, wo sie sind. In ihrer Lebenswelt und das nicht nur weil er sie am Meer findet, sondern auch, weil er sie so anspricht, dass sie es verstehen. Mit „Fischen“ können beide etwas anfangen. Und ich glaube, dass die beiden genau wussten, auf was sie sich einlassen und wer dort ankommt, sonst wären sie wohl kaum so schnell mitgegangen. Auch Simon und Andreas profitieren davon: Sie machen das, was sie gut können mit einem Menschen, der etwas Sinnvolles mit Ihnen und dem, was sie können, vorhat. Simon und Andreas geben als erste Jünger Jesu das weiter, was Jesus den Menschen geben möchte.

Und wir? Wir haben heute sogar noch mehr Möglichkeiten als die beiden damals. Wir können andere Wege gehen, nicht nur durch Weitererzählen, sondern auch durch Öffentlichkeitsarbeit. Und mitnehmen aus dieser biblischen Geschichte können wir, dass es eine gute und vor allem passende Ansprache braucht, damit wir Leute überzeugen können bei uns mitzumachen, die dann wieder andere überzeugen usw.

Darum lasst es uns einfach versuchen und immer daran denken, dass Jesus selbst zunächst „nur“ 12 Ehrenamtliche für seine Sache gewonnen hat. Was daraus wurde, das wissen wir heute nur allzu gut.

Mir macht dies Mut am Ball zu bleiben, ich hoffe Euch auch!

Björn Kraemer
Ehrenamtsmanagement, Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt | Mehr Beiträge anzeigen

Ich bin Bildungsreferent für Ehrenamtsmanagement sowie Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt im Landesjugendpfarramt Oldenburg. Du erreichst mich per Mail (bjoern.kraemer@ejo.de), per Telefon (0160 5571470‬) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).