Macht und Ohnmacht: Auf dem Weg zum*r Schulungsmultiplikator*in

Theorie und Praxis, sich berieseln lassen und selbst ausprobieren, Themen wie Recht, Macht, Intervention und viele mehr: Der zweite Tag der Multiplikator*innen Ausbildung im Bereich der Prävention sexualisierter Gewalt, Mitte März im Ev. Bildungswerk Ammerland in Westerstede, stand ganz im Zeichen eines abwechslungsreichen Programms und vielen Möglichkeiten, theoretische Inhalte praktisch zu erleben.

Schon der Auftakt war bunt, denn eine Teilnehmerin hatte sich bereit erklärt den Baustein „Gelungener Einstieg in eine Schulung“ praktisch werden zu lassen. So konnten wir auf einer großen Seekarte unsere bunten Quietsche-Enten platzieren und so anschaulich darstellen, wie wir bei diesem Schulungstag angekommen sind. Hinter den meisten liegt vor solch einem Seminartag eine nicht weniger volle Woche.

Neben rechtlichen Grundlagen, die noch ein wenig über das hinausgingen, was tatsächlich später in Basisschulungen vermittelt wird, waren Übungen zu Macht und Ohnmacht ein großer inhaltlicher Bestandteil. Denn intransparente Macht-Strukturen und Abhängigkeiten sind genau das, was es potenziellen Täter*innen einfach macht, ihre Strategien von Übergriffen bis hin zu sexuellem Missbrauch durchzusetzen. Dabei ist es normal, dass es Machtgefälle und Hierarchien gibt, nur müssen wir uns diesen bewusst sein und einen wachsamen Blick dafür haben, wenn Macht missbraucht wird. Denn hier stehen Betroffene leider immer wieder ohnmächtig vor Verhältnissen, die den Missbrauch sowie die Täter*innen eher schützen als sie als Personen. Die Ausübung von Macht und das Gefühl, wenn Macht über mich ausgeübt wird, wurde in praktischen Übungen nochmal fokussiert und erlebbar gemacht.

Natürlich arbeiten wir in den Schulungen vor allem präventiv, sind bestrebt Risiken zu minimieren, Menschen zu sensibilisieren und zu verhindern, dass es zu Übergriffen und Missbrauch in unseren Bezügen kommt. Aber: Vollständige Sicherheit wird es leider auch hier nicht geben können. Wenn es doch zu Übergriffen kommt, ist es umso wichtiger schnell und gut zu intervenieren, weitere Übergriffe zu unterbinden und Geschehenes konstruktiv aufzuarbeiten. Daher war der Nachmittag geprägt von Möglichkeiten der Intervention im Verdachtsfall sexualisierter Gewalt. Denn auch hier müssen unsere Multiplikator*innen wissen, wie zu reagieren ist.

Zudem erlebten wir weitere praktische Methoden, vorgestellt von Teilnehmenden, zu den Strategien von Täter*innen (Grooming) und zum ambivalenten Verhältnis von Täter*innen und betroffenen Personen.

Wir freuen uns nach diesem intensiven Tag schon sehr auf den Abschluss der Ausbildung im April und hoffen, dass wir dann gut ausgebildete Schulungs-Multiplikator*innen in die Fläche unserer Oldenburgischen Kirche schicken können, um das Thema weiterhin wachzuhalten und mit methodischen Geschick und Knowhow Menschen weiter zu sensibilisieren. Ganz im Sinne der EKD Initiative „hinschauen – helfen – handeln“.

Björn Kraemer
Ehrenamtsmanagement, Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt | Mehr Beiträge anzeigen

Ich bin Bildungsreferent für Ehrenamtsmanagement sowie Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt im Landesjugendpfarramt Oldenburg. Du erreichst mich per Mail (bjoern.kraemer@ejo.de), per Telefon (0160 5571470‬) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).