Back to school – zu Besuch in einem Religionskurs

Anfang März war ich unterwegs in unserer Kirche – ganz oben im Norden der Wesermarsch, wo es schon nach Nordsee riecht. Ich war in einem Religionskurs des 12. Jahrgangs der Zinsendorfschule zu Gast, um über das zu sprechen, was die Kirche an Präventionsmaßnahmen gegenüber sexualisierter Gewalt tut. Und ich wusste schon vorher: Das wird kein Termin, wo mir der rote Teppich ausgerollt wird. Aber: Ich finde es wichtig mit jungen Menschen über diese Themen ins Gespräch zu kommen, und zwar besonders dann, wenn der Impuls und die Einladung von ihnen selbst ausgeht. Ich konnte vor allem aus meiner Arbeit berichten, die sich im Schwerpunkt auf die Jugendverbände konzentriert. Und es gab viele Fragen dazu. Fragen, die ich beantworten konnte, Fragen, die ich nicht beantworten konnte und Fragen, die ich beantworten konnte, deren Antworten die Schüler*innen aber nicht zufriedengestellt haben. Ich hatte mir vorgenommen ehrlich zu sein und gleichzeitig die Dinge zu betonen, die es im Bereich der Prävention schon gibt, wohl wissend, dass es hier weiteres Entwicklungspotential gibt.

Schulungen zur Sensibilisierung sind mittlerweile Standard in den Jugendverbänden und Pflicht für alle Beschäftigten. Eine Auffrischung alle 2 Jahre, vergleichbar mit einem Kurs in Erster Hilfe, wurde ebenfalls verbindlich eingeführt. Diese Schulungen sind das A und O, denn hier wird der rechtliche Rahmen verdeutlicht. Es geht um Strategien von potenziellen Täter*innen, einen Verhaltenskodex und die Kenntnis über Schritte der Intervention, sollten doch Fälle auftreten. Nur wenn wir flächendeckend schulen, können wir die Sensibilität der Akteur*innen fördern.

Alle fünf Jahre werden sowohl von Haupt- als auch von Ehrenamtlichen die erweiterten polizeilichen Führungszeugnisse eingesehen.
Bis Ende 2025 müssen alle Gemeinden und Einrichtungen der Oldenburgischen Kirche, und damit auch die Jugendverbände, ein Schutzkonzept vorweisen. Hier unterstützen wir im Landesjugendpfarramt gerne. Die Evangelische Jugend Oldenburg (ejo) beispielsweise hat bereits einen Verhaltenskodex. Dieser wird nochmal aktualisiert werden. Genauso werden weitere Bausteine von einer Arbeitsgruppe der Vollversammlung erarbeitet.
Es gibt eine Ausbildung von Schulungsmultiplikator*innen, die sich ab Frühjahr diesen Jahres auf den Weg machen werden, um Schulungen in der Fläche anzubieten.

All das und noch mehr habe ich aufgezählt, all das wird schon an unterschiedlichen Stellen getan. Natürlich haben die Schüler*innen weiter nachgefragt, haben nachgebohrt, kritisiert und auch provoziert. Ich hab da großes Verständnis für! Ein Anfang ist gemacht und wir im Landesjugendpfarramt haben das Thema weiterhin groß auf der Agenda, ohne uns auf dem schon Erreichten auszuruhen. Das sind wir allen jungen Menschen und Betroffenen schuldig!

Um hier weiterzukommen, ist der Austausch mit jungen Meschen wichtig!

Denn auch, wenn meine Schulzeit schon ein wenig her ist, mit dem Lernen bin weder ich, noch das Team im Landesjugendpfarramt, noch die Kirche insgesamt jemals fertig. Von daher: Back to school! Lasst uns weiterhin dranbleiben, weiter dazu lernen und uns miteinander weiterentwickeln! Danke lieber Religionskurs, dass ich bei Euch sein durfte!

Bild: KI generiert mit Hilfe von Midjourney

Björn Kraemer
Ehrenamtsmanagement, Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt | Mehr Beiträge anzeigen

Ich bin Bildungsreferent für Ehrenamtsmanagement sowie Kindeswohl und Prävention sexualisierter Gewalt im Landesjugendpfarramt Oldenburg. Du erreichst mich per Mail (bjoern.kraemer@ejo.de), per Telefon (0160 5571470‬) oder auf den Kanälen der Evangelischen Jugend (Moin!App, ejoPRO).